Sonntag, 17. Mai 2009

Suck It Crosby


Mein erstes Eishockey-Match, Game 7, das letzte der Serie. Das alles entscheidende Spiel.

Es wird ein großer Alptraum sein, aber davon später. Oder sogar nie.

Für jetzt nur den Moment davor: Wimmelnde Vorfreude in der Bar Louis; Gesänge, Bier, Glück in den Augen der Fans. Dankbarkeit, dass man dabei sein darf. Rote Trikots, wohin man schaut.

Auf unserem Weg in die Halle: Die 8 auf dem Rücken eines Fans, Ovechkins Nummer, ein Caps-Trikot, Kostenpunkt: 90 Dollar im Laden.

Drei Worte über der Nummer, aber nicht der Name Ovechkin. Sondern:

SUCK IT CROSBY.

Ich beginne zu überlegen: Er hat sich ein Trikot gekauft und es beflocken lassen, nur zu diesen Play-Offs. Beflocken lassen mit dem Namen des Gegners, den er nicht besonders mag, das schließe ich aus den drei Worten. Die ihn mindestens nochmal 30 Dollar extra gekostet haben.

Wozu braucht eine Mannschaft Titel, wenn sie solche Fans hat?

Mittwoch, 13. Mai 2009

Meine Schwester Dorle, Ovie und ein Arsch namens Crosby



„Das ist der Arsch“, sagt meine Schwester und zeigt Richtung Fernseher, wo gerade die Eishockey-Playoffs laufen, wir trinken ein Bier.

Noch nie habe ich mit meiner Schwester zusammen Eishockey geguckt. Noch nie hat sie einen Eishockey-Spieler ein Arsch genannt. Irgendetwas muss passiert sein.

Deshalb versuche ich, die Dinge für mich zu ordnen. Eins nach dem Anderen. Der Arsch auf dem Bildschirm heißt also Sidney Crosby und sieht, da bin ich ehrlich, im Grunde ganz gut aus. Nur spielt er offenbar beim falschen Team – er ist Stürmer bei den Pittsburgh Penguins, und wenn die Pinguine dieses Spiel gewinnen, fliegen die Washington Capitals vielleicht aus den Playoffs. Das darf natürlich nicht passieren.

Im Fernsehen zeigen sie ein kurzes Interview mit Crosby. „Der mit seinem ständigen you know you know, das nervt total, da ist Ovie mit seinem Russisch-Englisch doch tausend Mal cooler“, sagt meine Schwester.

Dieser Ton kommt mir irgendwie bekannt vor. Nur aus einem anderen Kontext. So klang Dorle immer, wenn sie Fußball-Bundesliga geguckt hat. Aber wie soll man Fußballfan bleiben in den USA? „Das ist total scheiße“, sagt Dorle, „man sieht die Spiele im Fernsehen und jubelt wenn ein Tor fällt, aber niemand jubelt mit einem, und am nächsten Tag steht auch nix in der Zeitung.“

Notgedrungen hat sich Dorle also eine neue Sportart gesucht. Sie ist nun Eishockey-Fan. Obwohl, genauer gesagt: Sie ist Fan von den russischen Spielern im amerikanischen Eishockey. Ich glaube, die erinnern sie irgendwie an Europa. Sie tragen kommentarlos ihre Vokuhilas, halten ihre Zahnlücken in die Kameras, sie sind richtige „Goofs“, so hat ein Sportjournalist die Jungs hier genannt. Totale Spacken. Und klar: Dagegen sehen geschliffene College-Boys wie dieser Crosby keinen Stich. „Ausserdem ist der doch nur neidisch, im letzten Spiel hat Ovie einen Hattrick geschossen und alle Caps-Fans haben vor Freude ihre Mützen aufs Eis geschmissen. Und da hat dieser Crosby doch tatsächlich gefragt, ob das hätte sein müssen.“ Super ist das. Jetzt regt sie sich richtig auf.

Ich fange an nachzudenken. Über Eishockey und Fußball und die Frage, wie man eigentlich Fan wird. Bin ich selbst zum Fußball gekommen oder der Fußball zu mir? Ich habe ihn ja relativ spät entdeckt, lange nach Dorle. Aber in Sachen Sport war sie schon immer etwas extremer. Oder sagen wir: begabter. Zumindest was das Hassen von Gegnern betrifft.

Inzwischen geht Dorle regelmäßig zu den Spielen, auch wenn die Tickets ein Vermögen kosten. Sie beobachtet die Spieler beim pre-game practice, sie kennt ihre Geschichten, weiß was sie gesagt haben, neulich im Interview. Solche Sachen. Für das letzte Match der Playoffs will sie versuchen, Karten zu kriegen.

Ich nicke. Schlucke kurz, weil ich ahne, was Tickets hier kosten, aber ist ok, ich sage: "Klar, da müssen wir hin." Ich kann sie so gut verstehen. Man will halt nicht allein vor dem Fernseher sitzen, auch wenn man seine Sportart noch so liebt. Man will vor dem Spiel ein Bier trinken gehen, die Tatik besprechen und die Tore des letzten Spiels, man will mit tauben Ohren aus dem Stadion schleichen. Man will Siege feiern und Niederlagen erleiden, genau dazu ist man ja da. Man will über die Schiedsrichter schimpfen, man will sich bemitleiten und ja: auch aggressiv werden. Man will den Gegner mal ein Arschloch nennen dürfen. Einfach, weil einem das Gesicht nicht gefällt. Egal was. Hauptsache: Nach dem Schlusspfiff nicht alleine sein.

Deshalb ist man Fan einer Mannschaft. Und es ist einfach wunderbar, das gefunden zu haben. Egal wo auf der Welt.

Mittwoch, 6. Mai 2009

Rausgeschmissen, abgestiegen, Hosen runter.


Und am Ende bleibt es doch Fußball, ein Spiel von 22 einfachen Männern, die 90 Minuten gegen den Ball treten - Vierte Liga hin, Champions League her.

"A football boss was barred from a pub for dropping his trousers at a staff party. Cheltenham Town manager Martin 'Mad Dog' Allen was asked to leave the Salisbury after allegedly taking off his shirt and parading around the pub with his trousers around his ankles. The club said in a statement: "Martin Allen would like to apologise for any offence caused. The incident, while regrettable, was a minor one. It was simply a bit of high jinks at the end of an enjoyable evening." Cheltenham were relegated to League Two at the weekend."

(Aus: Manchester Evening News, 8. Mai 2009)

"... Meanwhile, Arsenal London striker Nicklas Bendtner has apologised for his behaviour following the defeat in the 2nd leg of the Champions League semi-final. The Denmark international was pictured leaving a London nightclub at 4am yesterday morning with his belt undone and jeans pulled down. "Getting knocked out was a massive blow," Bendtner said. "However, no matter how disappointed I was, it does not excuse my behaviour later in the evening."

(Aus: The Guardian, 7. Mai 2009)