tag:blogger.com,1999:blog-53621573828362220842024-02-07T06:38:52.803+01:00PlatzgeflüsterKleine Momente am Rande des RasensIrishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.comBlogger24125tag:blogger.com,1999:blog-5362157382836222084.post-43183433389064420262013-06-15T00:55:00.001+02:002013-06-15T01:48:05.129+02:00Versprochen<style> <!-- /* Font Definitions */ @font-face {font-family:Cambria; panose-1:2 4 5 3 5 4 6 3 2 4; mso-font-charset:0; mso-generic-font-family:auto; mso-font-pitch:variable; mso-font-signature:3 0 0 0 1 0;} /* Style Definitions */ p.MsoNormal, li.MsoNormal, div.MsoNormal {mso-style-parent:""; margin:0cm; margin-bottom:.0001pt; mso-pagination:widow-orphan; font-size:12.0pt; font-family:"Times New Roman"; mso-ascii-font-family:Cambria; mso-ascii-theme-font:minor-latin; mso-fareast-font-family:Cambria; mso-fareast-theme-font:minor-latin; mso-hansi-font-family:Cambria; mso-hansi-theme-font:minor-latin; mso-bidi-font-family:"Times New Roman"; mso-bidi-theme-font:minor-bidi; mso-fareast-language:EN-US;} @page Section1 {size:612.0pt 792.0pt; margin:70.85pt 70.85pt 2.0cm 70.85pt; mso-header-margin:36.0pt; mso-footer-margin:36.0pt; mso-paper-source:0;} div.Section1 {page:Section1;} </style>Als sie sich spät in der Nacht gegenüber liegen, da tragen sie nichts auf ihrer Haut als das Salz des Meeres, in dem sie eben noch geschwommen sind. Es ist still in der Wohnung. Von draußen hört man den Regen auf die Blätter fallen. Ein Sommer in Hamburg, der sich viel Mühe gibt, keiner zu sein. An der See war der Wind. Dort ist er geblieben, wie die Wellen, die mit ihnen an Land gingen, als es kalt war und sie liefen, um schnell zu ihren Handtüchern zu kommen, und liefen, bis der Himmel aufreißt, sehr plötzlich ist das passiert. Er sagt, wir sind doch Glückskinder, da hält sie schon ihr Gesicht in den Himmel. Ja, denkt sie, zwei Glückskinder in trockenen Handtüchern. So ist es doch schön.<br />
<br />
Er küsst sie. Er nimmt ihr Gesicht in seine Hände und küsst sie, auf die Nase, die Stirn, er ist immer so zärtlich. Sie spürt die Wellen in ihrem Körper, aber vielleicht sind sie auch nur in seinen Händen, auf seiner Stirn, in seinem Lächeln.<br />
<br />
Sie wissen nicht, wer ihnen diesen Schatz in die Hände gelegt hat. Sie sagt, ich werde darauf aufpassen. Er sagt, uns kann doch gar nichts passieren. Sie liegen sich gegenüber. Es ist still in der Wohnung. Die kleine Kugel aus Kristall kann niemand sehen. Sie wird nicht kaputt gehen, sagt er, da kann ein Panzer drüber fahren, wenn wir nur darauf aufpassen, sie schaut in seine Augen. Ich passe auf, sagt sie, ich verspreche es dir. Sie gibt ihm ihre Hand. Es ist ein Versprechen, und niemand kann es bezeugen außer ihnen. Zwei Glückskinder auf einem Laken, denkt sie, und eine Nacht, die gerade anfängt. Sie schauen auf die Kugel aus Kristall. Sie ist so zart und zerbrechlich, dass jeder Außenstehende sagt, dass sie nicht lang halten wird. Aber niemand kann sie zerstören. Nur die beiden, die sie von nun an in den Händen halten.Irishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5362157382836222084.post-25404298737696159702013-04-26T01:30:00.001+02:002013-06-15T01:50:46.817+02:00Der Lauf der ZeitEr holt sie ab, das hat sie eben auf dem Display gelesen, und in der Luft liegt so viel Sommer, dass man ihr glauben kann. Sie geht ihm entgegen. So riecht die Welt, wenn alles gut ist.<br />
<br />
Er hat sie nicht gesehen. Am Telefon klingt er ungeduldig und steht nur drei Meter entfernt, er greift theatralisch in die Luft, ja wo bist du denn, im Fernsehen läuft Fußball und Heidi Klum.<br />
<br />
Er tut alles für sie. Er tut nicht so wie all die anderen, das ist ihr aufgefallen, er könnte jetzt unterwegs sein mit den Jungs oder kicken am Zollenspieker und ihr wäre das egal, zumindest würde sie so tun als ob und ihn dann irgendwann verlassen, aber die Frage stellt sich nicht, denn er fährt sie hin und holt sie ab, es war kein guter Tag, hat sie am Telefon gesagt. So einfach ist das manchmal. Mit den Menschen und der Liebe.<br />
<br />
Sie schaut ihn an, vom Beifahrersitz. Die Straßenlaternen sind Beleuchter und Fotografen, alle drei Sekunden ein neues Bild. Sie sieht den Mann, neben dem sie aufwacht, jeden Morgen für mehr als ein Jahr. An diesem Tag zwitschern die Vögel, wir brauchen ein Rollo, denkt sie beim Aufwachen, obwohl da eins hängt, es hat nur lange niemand benutzt. Da zieht sie die Knie Richtung Nase. <br />
<br />
Kein Mensch kann das verstehen. Kein Mensch kann wissen, wie sich das anfühlt. Ein Vater, der seine Kinder nicht mehr sieht. Der die Familie nicht verlassen hat, nein, das hat die Mutter getan, aber er soll jetzt dafür bezahlen. Er soll nicht mehr dabei sein. Das hat die Mutter entschieden. Sie sieht sein Glück und gönnt es ihm nicht.<br />
<br />
Das Glück mit den Kindern soll ab sofort nur noch ihr gehören. Die Kinder weinen nachts in ihr Kissen. Entsorgter Vater, das hat man neulich zu ihm gesagt.Irishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5362157382836222084.post-23553424594023327902012-01-21T01:34:00.008+01:002013-06-15T00:45:35.234+02:00Astronauten und SuperstarsWarum er sich diesen Tag ausgesucht hat? Sie fragt ihn nicht laut, ist nicht so der Moment. Das Auto wurde abgeschleppt, ihre Schuld. Wird wahrscheinlich teuer. Er steht da, sie sitzt da. Sie schaut ihn an, er trägt seine Jacke. Sie trägt seine Liebe, schon seit Tagen. <br />
<br />
Da waren einmal zwei Koreaner in der Mönckebergstraße, als sie noch ein Kind war und einkaufen mit den Eltern. Sie weiß es noch wie heute. Plötzlich schoss dieses Paar an ihnen vorbei, er zog sie mit sich, die Augen weit aufgerissen, sie war zögerlich, aber das machte ihm nichts, er lachte und rief etwas in einer Sprache, die niemand verstand, und die Frau lachte auch, schaute aber trotzdem auf den Boden, und noch heute denkt sie, dass der Mann auf koreanisch gerufen hat: Uns gehört doch die ganze Welt, kommst du verdammt nochmal mit?<br />
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Er wirft sein Telefon auf den Tisch. <br />
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Da schau mal.<br />
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Ein Termin.<br />
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Ein Termin, denkt, sie, und dreht das Display ein bisschen, so kann sie es besser lesen. Ihr ist noch ein bisschen schlecht wegen des Abschleppens und der Kosten, und sie sitzt sehr nah an der Heizung.<br />
<br />
Sie liest was sie sieht und begreit nicht so recht, was da steht. Meinst du das ernst, fragt sie und legt das Handy zurück auf den Tisch. Sie schaut ihn an. In seinen Augen liegt die Farbe der Ostsee.<br />
<br />
Ja. Natürlich, sagt er. Seine Lippen verraten ihn. Er ist unsicher. Das Telefon liegt auf dem Tisch. Er zittert ein bisschen.<br />
<br />
Komisch, denkt sie. Dass sie das jetzt alles noch so ganz genau weiß.Irishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5362157382836222084.post-79152988016430426352011-08-22T15:06:00.122+02:002013-06-15T01:55:13.049+02:00Zwischen Kisten und KartonsWer weiß schon was wir sind, Celtic oder Liverpool, Hawthorne oder Tokumaru, aber jetzt spielen sie im Hintergrund, zwischen Kisten und Kartons, es sind Zweifel und Gewissheit, zur Halbzeit auf dem Boden. Die ersten Bücher in den Kisten. Die Fußballtrikots. Er breitet sie vor sich aus wie etwas sehr Kostbares. Er streicht über den Stoff und legt die Ärmel nach innen, einen nach dem anderen, sie schaut ihm zu und staunt. Wie schön er ist. Wie schön dieser Tag ist.<br />
<br />
Sie brechen auf, eine Fahrt zum Supermarkt, da gibt es kaltes Bier bei den Kassen. Sie sitzen im Auto, der Abend zieht ihren Kopf mit sanfter Strenge, er greift sie direkt am Schopf. Sie geben nach, legen den Kopf in die Sitze, im Radio wird gerade nicht gesprochen, an den Fenstern gehen Menschen vorbei. Dann klingelt das Telefon.<br />
<br />
Ich werde immer auf dich aufpassen, sagt er und schaut ernst, sie hat Tränen in den Augen. Die Erinnerungen kommen zurück wie Postkarten aus einem vergessenen Land. Sie liegen vor ihr, sie kann nichts dagegen tun. Er nimmt ihre Hand und drückt die Finger auseinander, da sieht sie es, ein Rieseln beginnt: über die Treppenstufen, die nicht aus Holz sind, hinein in den Hafen, ins Wasser, wo so vieles verschwindet, nur nicht dieser Abend.<br />
<br />
In seinen Augen sieht man die Sterne. Sie sind Filialen des Himmels, hier unten auf der Erde, und dann sagt er einen Satz, der so schön ist, dass er groß und leuchtend in den Himmel steigt. Sie sitzen noch lange da und schweigen, und vielleicht, denkt sie, war dieser Satz ein Mond oder ein Mond von vielen.<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhY2UpJVnyLrA6DvrNI7K3YVWTdZVsoJT09HRJUF4Z00m9xBUiZAjR31Du9hvXx4otOX_sd3eP_d9IX1VFTmH6H5iNduDmWOSh2AcUQS1hT17F2nWysIQtrivDXczUuLYEUt-kIlA0y7f5i/s1600/IMG_0677.JPG" onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5644095000112940146" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhY2UpJVnyLrA6DvrNI7K3YVWTdZVsoJT09HRJUF4Z00m9xBUiZAjR31Du9hvXx4otOX_sd3eP_d9IX1VFTmH6H5iNduDmWOSh2AcUQS1hT17F2nWysIQtrivDXczUuLYEUt-kIlA0y7f5i/s320/IMG_0677.JPG" style="cursor: hand; cursor: pointer; height: 240px; width: 320px;" /></a>Irishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-5362157382836222084.post-72477175411909107372011-07-18T22:06:00.054+02:002011-08-14T14:48:31.814+02:00Die gelbe Waschmaschine, oder: 23 Jahre und nichts für die Unsterblichkeit getanSie hat sich in die Küche gesetzt, an diese Stelle zwischen Kühlschrank und Fenster, wo es meistens hell ist. Oder wenigstens still. Hier sitzt sie immer, wenn sie schreibt.
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<br />Immer, das ist so ein Wort. Das mag er auch gern, denkt sie, und dass er vielleicht geantwortet hat, ein bisschen Zeit ist ja vergangen. Sie klappt ihr Laptop hoch und öffnet ihr Mailprogramm und tatsächlich: Da ist eine Antwort. Lena ist aufgeregt.
<br />
<br />Leni, schreibt er, ganze ohne Liebe. Ich brauche immer ganz dringend Vollmilch in meinem Kaffee. Und Zucker. Ich mag es nicht, wenn der Kaffee fertig gekocht ist, aber keine Milch mehr da ist. Ich koche den Kaffee immer in einer Espressokanne. Und ich mag es überhaupt nicht, wenn Milch da ist, aber kein Feuerzeug, um den Gasherd anzuzünden. Ich wohne nämlich mit zwei Rauchern zusammen. Die beiden stecken immer!!! das Feuerzeug ein, das neben dem Gasherd liegt. Diese Halunken. Jetzt habe ich das Feuerzeug mit einer Schnur am Gasherd festgebunden.
<br />Jan.
<br />
<br />Sie sagt den Namen laut vor sich hin: Jan. Wie das klingt. Es freut sie, wenn Namen aus einer Silbe bestehen. Sie steht auf und stellt sich an den Herd. Es ist schon spät, sie hat noch einmal Hunger bekommen. Soso, denkt sie, die beiden Halunken, vielleicht sollte ich Nudeln kochen. Da bleibt immer etwas übrig. Sie greift nach der neuen Packung im Schrank über dem Herd.
<br />
<br />Gestern war sie einkaufen gegangen, mit leerem Magen, Dosenfisch stand auf der Liste, Schokolade und Nudeln. Als wenn sie ihre Wohnung tagelang nicht verlassen würde. Doch am dringendsten hatte sie Wasser gebraucht. Die Kästen waren leer, schon seit Tagen. Am Häuschen für die Einkaufswagen stand er plötzlich da. Er trug eine Cordhose und ein blaues Hemd mit kurzen Ärmeln, er ist bestimmt viel draußen, dachte sie, als er mit seiner Hand nach dem Einkaufswagen griff. Es war der letzte. Seine Haut war glatt, fast bronzefarben. Sie stellte ihre Wasserkisten auf den Boden.
<br />
<br />Er drehte sich um und schaute sie an. Dann die Kisten. Dann wieder sie. „Und jetzt?“, fragte er und lächelte. „Das weiß ich auch nicht“, sagte sie und kaute an ihrem Daumennagel. Wir könnten uns den Wagen ja teilen, dachte sie, aber sagte es nicht. So etwas würde sie niemals sagen. Und dann beginnt der Film.
<br />
<br />Er schaut auf den Boden und dann in ihre Augen. Wie alt er wohl sein mag, denkt sie, er sieht ja aus wie ein Junge. „Ja, machen wir das“, sagt er und lacht. „Dann kaufen wir wohl eben zusammen ein?“
<br />Immer ist er am Lachen.
<br />
<br />Jan drückt einen Euro in den Münzschlitz. Er stellt ihre Wasserkästen in den Wagen. Die Tasche mit den leeren Colaflaschen behält er bei sich. Gemeinsam gehen sie durch die Drehtür des Supermarkts. Er fragt kommst du aus Hamburg. Sie nickt.
<br />
<br />Im Getränkemarkt geben sie ihre Flaschen zurück und bekommen das Pfandgeld. Dann gehen sie durch die Gänge. Lena stellt zwei volle Wasserkisten in den Wagen. „Wie heißt du eigentlich“, fragt sie. „Ich heiße Jan“, sagt er und holt eine Kiste Cola. Dann müssen sie zahlen. Die Frau hinter der Kasse nimmt den Barcodeleser aus der Halterung und zieht ihn zu den Kisten. „Die gehen getrennt“, sagt Lena, und dann, um es ganz deutlich zu machen: „Wir zahlen getrennt.“ Die Frau hinter der Kasse schaut verständnislos. Jan schaut in den Wagen. „Tja, Beziehungskisten“, sagt er ein wenig leise und dann ein paar Sekunden lang gar nichts. Sie sagt, das hast du eben nicht wirklich gesagt.
<br />
<br />Lena schaut auf, da steht sie schon in ihrer Küche. Die Nudelpackung liegt auf der Herdplatte. Das Licht im Kühlschrank ist hell. Viel ist ja nicht mehr da, denkt sie, ein Stück Käse, ein Schluck Sekt und ein paar Himbeeren. Dann ist das eben mein Abendbrot. Ein Tag ist das gewesen, sagt sie, oder ich war dieser Tag. Sie löst ihre Haarspange, das braune Haar fällt ihr in Locken auf die Schultern. Im Radio singt ein Sänger aus Frankreich, sie hat den Namen nicht verstanden. Der Klang seiner Stimme ist ruhig und fließend. Fast als würde er eine Geschichte erzählen. Der Sekt brennt in ihrem Magen. Sie setzt sich ans Laptop.
<br />
<br />Ich hätte ihm nicht schreiben sollen, denkt sie. Ich kenne ihn doch gar nicht. Vor dem Supermarkt hatte er ihr seine Mailadresse gegeben, dann war sie nach Hause gefahren. Hatte die Wasserkisten in die Wohnung geschleppt, die Kräuter gegossen, sich in die Küche gesetzt.
<br />
<br />Dieser Zettel mit seiner Adresse.
<br />
<br />„Hast du noch Milch gekauft? Fragt, sehr neugierig - Lena.“
<br />Wenn man schreibt, dann nur diese zwei Sätze, denkt sie.
<br />
<br />Sie liest noch einmal seine Antwort. Sie mag sehr, wie er schreibt. Von seiner Küche, dem Gasherd und den beiden Halunken. Da sieht sie, dass an seiner Mail ein Foto hängt. Der Anfang einer schönen Zeile: ein Kühlschrank mit geöffneter Tür, eine Tüte Milch und eine angebrochene Konservendose. Das ist ja seltsam, denkt Lena, sie schaut lang auf das Bild. Er hat doch tatsächlich eine gelbe Waschmaschine.
<br />
<br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjen25MjymTj7_i16E5kLwTGitf5TXShzEvDg4H8HhEBHSCkHaqHe5IqWbpVN-Egj9pPRLBeHDamnaloZWJgXheEMrfNwz1FlWFKJYKE7M7PDB89TpibTOXTuXykd84K7AaWRP4AYBrn8bC/s1600/IMG_0614.JPG"><img style="cursor:pointer; cursor:hand;width: 240px; height: 320px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjen25MjymTj7_i16E5kLwTGitf5TXShzEvDg4H8HhEBHSCkHaqHe5IqWbpVN-Egj9pPRLBeHDamnaloZWJgXheEMrfNwz1FlWFKJYKE7M7PDB89TpibTOXTuXykd84K7AaWRP4AYBrn8bC/s320/IMG_0614.JPG" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5638983229517326498" border="0" /></a>
<br />Irishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5362157382836222084.post-82433798712593524692011-06-14T02:35:00.038+02:002013-06-15T01:12:28.560+02:00ZurückDieser See, in dem ich als Kind schwamm, ist dieser See, an dem ich als Mädchen saß, ist dieser See, an dem ich jetzt friere, obwohl ich erwachsen bin, so fühlt es sich an. Ich sehe meine Arme, wie sie weit vor mir ins Wasser greifen. Ich bin schnell. Ich kann gut schwimmen.
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<br />
Es ist ein Körper da, aber ich spüre ihn nicht. Er sitzt direkt neben mir. Ich schaue in die Wolken. Ich schließe die Augen und denke, dass sie etwas sind, das irgendwann mal irgendetwas ist.
<br />
<br />
Ich merke, dass niemand friert außer mir. Ich gehe zum Auto, um eine Decke zu holen. Ich komme zurück, alles ist wie vorher. Du liegst da und liest Truman Capote.
<br />
Vielleicht, denke ich, ist das alles hier sehr bald vorbei.Irishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5362157382836222084.post-88968353799477926842010-11-24T01:20:00.065+01:002011-08-10T01:20:23.647+02:00Mit Florfliegenflügeln<a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgbi1MAz1HAfwPf2XBAoom6ayplf9hZ4-cdjma_gNdTlb_YRIpuAFOl-Dj-f_4yQi7mOPl7Jah1Zcwhcf02NepCyK-gD7RgJx5c_y6_0pjG7b53X9l_NBENRY2m5lESbG-txglkjlSyCA_o/s1600/IMG_3654.JPG"><img style="float: left; margin: 0pt 10px 10px 0pt; cursor: pointer; width: 240px; height: 320px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgbi1MAz1HAfwPf2XBAoom6ayplf9hZ4-cdjma_gNdTlb_YRIpuAFOl-Dj-f_4yQi7mOPl7Jah1Zcwhcf02NepCyK-gD7RgJx5c_y6_0pjG7b53X9l_NBENRY2m5lESbG-txglkjlSyCA_o/s320/IMG_3654.JPG" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5543258527531513762" border="0" /></a>
<br /><style>@font-face { font-family: "Cambria"; }p.MsoNormal, li.MsoNormal, div.MsoNormal { margin: 0cm 0cm 0.0001pt; font-size: 12pt; font-family: "Times New Roman"; }div.Section1 { page: Section1; }</style> <p class="MsoNormal" style="font-family:lucida grande;"><span style="font-size:85%;">
<br /></span></p><p class="MsoNormal" style="font-family:lucida grande;"><span style="font-size:85%;">
<br /></span></p><p class="MsoNormal" style="font-family:lucida grande;"><span style="font-size:85%;">
<br /></span></p><p class="MsoNormal" style="font-family:lucida grande;"><span style="font-size:85%;">
<br /></span></p><p class="MsoNormal" style="font-family:lucida grande;"><span style="font-size:85%;">
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<br /></span></p><p class="MsoNormal" style="font-family:lucida grande;"><span style="font-size:85%;">
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<br /></span></p><p class="MsoNormal" style="font-family:lucida grande;"><span style="font-size:85%;">
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<br /></span></p><p class="MsoNormal" style="font-family:lucida grande;"><span style="font-size:85%;">
<br /></span></p><p class="MsoNormal" style="font-family:lucida grande;"><span style="font-size:85%;">
<br /></span></p><p class="MsoNormal" style="font-family:lucida grande;"><span style="font-size:85%;">
<br /></span></p><p class="MsoNormal" style="font-family:lucida grande;"><span style="font-size:85%;">
<br /></span></p><p class="MsoNormal" style="font-family:georgia;"><span style="font-size:85%;">Es gibt Dinge, die werde ich mein Leben lang haben, seit gestern weiß ich: Mein Käfer-Kaleidoskop gehört dazu. Immer wieder muss ich es absetzen, ich verstehe nicht, dass es so etwas gibt - Kartoffelkäfer und Puppenräuber, Maikäfer und Feldsandläufer und alle ganz dicht vor meinen Augen. Am liebsten mag ich die Florfliegen. Die kommen, wenn die dicken Käfer nicht da sind. Nur dann filtern ihre milchigen Flügel das Licht.</span></p><p class="MsoNormal" style="font-family:lucida grande;"><span style="font-size:85%;">
<br /></span></p> <p class="MsoNormal" style="font-family: webdings;"> </p> <p class="MsoNormal" style="font-family:georgia;"><span style="font-size:85%;">Neulich habe ich mich gefragt, ob auch wir so sind oder vielleicht unser Leben. Ob auch wir nur sind, was der Augenblick ist, woraus er sich gerade zusammensetzt. Aus den Menschen, die da sind (oder fehlen), die gerade etwas gesagt haben (oder schweigen), das Dunkel (die Gedanken), die Trauer (das Glück), die Ruhe (die Suche). Und all das andere, das sonst noch so ist.
<br /></span></p><p class="MsoNormal" style="font-family:georgia;"><span style="font-size:85%;">
<br /></span></p><p class="MsoNormal" style="font-family:georgia;"><span style="font-size:85%;">Aber wenn das so ist, dann muss man sich einfach nur drehen. Dann ist das Leben gleich neu und alles auf Anfang und wie es aussieht, bei allem: kein Ende.
<br /></span></p><p class="MsoNormal" face="georgia">
<br /></p><p class="MsoNormal" face="georgia"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjTx6MtCF9XxNXl78kuhxx8yKEas7f6jrkmVpYq4k4xjWrvamrL8NzW0kJnSyzpsMBh_JQPG1QaZwEeTGXqFXnXJOTfh-IjmNKjyt8vDitisYwsO3qpSqhO5d028O7SMZEEL8LQFq34EBjp/s1600/IMG_3656.JPG"><img style="cursor: pointer; width: 240px; height: 320px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjTx6MtCF9XxNXl78kuhxx8yKEas7f6jrkmVpYq4k4xjWrvamrL8NzW0kJnSyzpsMBh_JQPG1QaZwEeTGXqFXnXJOTfh-IjmNKjyt8vDitisYwsO3qpSqhO5d028O7SMZEEL8LQFq34EBjp/s320/IMG_3656.JPG" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5543259280518552034" border="0" /></a></p>
<br /><p style="font-family: lucida grande;" class="MsoNormal"> </p>Irishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5362157382836222084.post-45289465835344694932010-11-18T00:16:00.024+01:002011-06-16T00:39:53.904+02:00Die Koffer voller FragenLibellen fliegen nicht mehr, sagt Astrid, das ist nun mal so, das können wir nicht ändern. Was ändern, frage ich, das Gesetz der Natur, sagt sie, es wird doch bald Winter.<br /><br />Jetzt ist Dreiuhrkonferenz. Ich bin müde. Die Nächte ohne Schlaf stehen um mich herum wie volle Koffer. Ich schleppe sie mit, wohin ich auch gehe.<br /><br />Woran denkst du, fragt Astrid, dann kommen die Seiten.<br /><br />...<br /><br />Sie hat es nicht kommen sehen. Wie hätte sie auch. Ständig am Wegfahren und nirgendwo richtig, nicht bei sich, nicht bei der Arbeit, nicht bei ihm.<br /><br />Dann hat er es einfach beschlossen. Hat alles für ein Kichern des Schicksals erklärt, für den Kuss auf die Stirn von irgendwem. Sie war zufällig da. Glück fühlt sich anders an, hat sie am Ende gedacht, doch gesagt wie immer nichts.<br /><br />Mit der Stirn gegen die Wand, jede Nacht. Die Fragen bröckeln herunter. Sie packt ein paar davon in die Koffer.<br /><br />Im besten Fall hat er das mit dem Winter nicht gewusst. Im schlechtesten war es ihm einfach egal.<br /><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEin9NleW1q8Fjm1tfp1U2jzU9ro1UHGNJMs98DF_uqzpBxjHiSLlicxf09si5bt3PiMBSFp1cBi3oCrhHona8ltTe0BHH1PWmaDuhUNlfo1Fb5McAvx8HBsCRiMsauXNIBDdUcXKYYqXPSj/s1600/IMG_3630.JPG"><img style="cursor: pointer; width: 240px; height: 320px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEin9NleW1q8Fjm1tfp1U2jzU9ro1UHGNJMs98DF_uqzpBxjHiSLlicxf09si5bt3PiMBSFp1cBi3oCrhHona8ltTe0BHH1PWmaDuhUNlfo1Fb5McAvx8HBsCRiMsauXNIBDdUcXKYYqXPSj/s320/IMG_3630.JPG" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5540662444146581522" border="0" /></a>Irishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5362157382836222084.post-54351512852677895612010-09-14T13:42:00.007+02:002010-09-14T13:55:00.034+02:00Montag<a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjvuhz9GzyAfztZ3V8AJWpjVPm0Oj0gy9TMlcZWl19V_S8QwsQaGD57kGNvpfLExZUSd4CEKvHBIQG-I6GEPgAqD7GrYCO7uoGnp21SPsXarglDPo-dDEHvd5BtbQ6zmxjon5YOZ2iihS0m/s1600/41096_453529978409_587928409_6370887_1455420_n.jpg"><img style="float:right; margin:0 0 10px 10px;cursor:pointer; cursor:hand;width: 240px; height: 320px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjvuhz9GzyAfztZ3V8AJWpjVPm0Oj0gy9TMlcZWl19V_S8QwsQaGD57kGNvpfLExZUSd4CEKvHBIQG-I6GEPgAqD7GrYCO7uoGnp21SPsXarglDPo-dDEHvd5BtbQ6zmxjon5YOZ2iihS0m/s320/41096_453529978409_587928409_6370887_1455420_n.jpg" border="0" alt=""id="BLOGGER_PHOTO_ID_5516735437504269058" /></a><br />Ich halte deine Hand und hole<br />dich etwas näher ran<br />Und ich grab mich tief in deine Schulter<br />und halte den Atem an<br />Ich will die Wärme deiner Arme <br />lege sie um mich <br />und such Geborgenheit<br />Doch ich merke schon wie sich ein Zweifel regt<br />Verzeih mir meine Unsicherheit<br /><br />Hält dein Herz die Nähe aus oder<br />bin ich dir zu nah<br />Wird da jetzt ein Abschied draus<br />oder bleibst du noch da<br /><br />Ich will keine Grenze überschreiten<br />und wenn ich sie doch passier<br />Sagst du alles ist gut aber ich frag mich<br />will ich zu viel von dir<br />Das Gedankenkarussell dreht sich viel zu schnell<br />ich komm immer an wo ich schon war<br />Denn ich hab noch nicht erreicht<br />dass die Angst dem Vertrauen weicht<br />Bist du so lang noch da<br /><br />Hält dein Herz die Nähe aus oder<br />bin ich dir zu nah<br />Wird da jetzt ein Abschied draus<br />oder bleibst du noch da<br /><br />Oder bleibst du da<br /><br />(Text und Musik: Alin Coen)Irishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-5362157382836222084.post-9597526420228600662010-08-21T12:41:00.010+02:002011-08-10T01:35:41.822+02:00Saarbrücken (2)Ich gehe noch ins Oscars, eine kleine Bar am St. Johanner Markt. Da war ich immer gern, obwohl ich in Saarbrücken nie ein Marktmensch war. Eher ein Viertelkind.
<br />
<br />Ins Oscars konnte man trotzdem gehen, da waren immer nette Menschen. Ein Mal im Jahr hat eine Preisverleihung stattgefunden – ein Oscar für den treuesten Gast, einer für den lustigsten, und so weiter. „Den für den betrunkensten habe ich mal gewonnen“, erzählte mir Nikola, mit der war ich damals befreundet. „War ein langer Abend, und am Ende habe ich meine Gläser immer zehn Zentimeter vor dem Tresen abgestellt.“ Ich musste so lachen, auch jetzt wieder, wo ich an diesem Tresen sitze und daran denke, obwohl das Oscars jetzt Ovid heißt und eine ganz furchtbare Ummzummzbar geworden ist.
<br />
<br />Hinter der Bar arbeiten jetzt Scheiteljungs, so würde P. sie nennen. Mit gezupften Augenbrauen und Kevin-Kuranyi-Bärten. Sie müssen dauernd irgendwas reden, obwohl sie nicht reden, eher schreien, die Musik ist ja so laut.
<br />
<br />Immerhin läuft Pokal, auf einem Flachbildfernseher, an der Wand gegenüber.Irishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5362157382836222084.post-65730604013195558342010-08-18T18:12:00.036+02:002011-08-10T01:33:16.450+02:00Saarbrücken (1)Wenn ich eine Kamera hätte, ich würde diesen Moment fotografieren. Versuchen, die Stille in Bilder zu fassen: eine fast leere Obstschale auf dem Zapfhahn. Das alte Radio, das Jazzmusik aus Frankreich spielt.
<br />
<br />Der Tresen ist schwarz und aus Holz. Der Typ hinter der Bar trägt eine Schürze, er trägt sie, als wäre er am Morgen mit ihr aufgestanden. „Möchtest du etwas trinken“, fragt sein Blick, die Augen sind groß, er ist nicht von hier. In seinem Rücken stehen Flaschen mit Sirup. Was man hier so trinkt, wenn die Tage warm sind und man am Ende des Nachmittags nur noch Münzen im Geldbeutel hat, keine Scheine. Une Fraise à l’Eau, habe ich damals oft gesagt, aber mit weniger Sirup, sonst wird es zu süß. „Ich nehme einen Riesling, bitte“, sage ich heute, und dann braucht es drei Griffe, bis ein Glas vor mir steht, völlig beiläufig sieht das aus. Für diese Beiläufigkeit würden Bars im Norden jede Summe zahlen.
<br />
<br />Die französische Radiomoderatorin sagt ein Stück an, ein Pianist aus der Bretagne. Dann beginnt er zu spielen. Der Typ hinter der Bar spricht mit einer Frau. Hübsch sehen sie aus, denke ich, wie sie da so stehen und reden.
<br />
<br />An den Tischen hinter mir sitzen Menschen. Manchmal reden sie miteinander, manchmal auch nicht. Dann schauen sie durch die riesigen Fensterscheiben nach draußen. In den Regen. Es war fast leer, als ich kam, nun füllt sich der Raum, groß ist er nicht. Ich denke an Sven, mit dem ich oft hier war, damals, als ich noch in Saarbrücken wohnte. Wir nahmen Platz, lasen die Karte, er bestellte ein Bier. Ich einen Sylvaner. „Haben die den?“, fragte Sven, „ich glaube nicht“, sagte ich, da kam der Kellner schon und sagte: „Der Sylvaner ist aus.“ „Dann hätt’ ich gern ein Bier“, sagte ich und Sven, kopfschüttelnd: „Absurdes Theater.“
<br />
<br />Die Abende mit Sven waren lustig.
<br />
<br />An ihn habe ich gestern gedacht. Ansonsten wollte ich eigentlich niemanden sehen.Irishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-5362157382836222084.post-50445872874268611052010-08-02T14:49:00.006+02:002011-01-17T23:52:36.090+01:00Tja<div>Neulich, als sich mein Vater in seinen Betrachtungen über das Leben mal wieder über Großstadtneurotiker ausließ, habe ich gar nichts gesagt. Wir saßen im Wintergarten, mein Blick fiel auf das Nachbarhaus. Da habe ich kurz überlegt.<br /><br />Neben uns, zur Linken, wohnt Herr B. Wenn Herr B. nachmittags im Garten ist, dann flucht er entweder oder er furzt, in letzter Zeit überwiegt wieder das Furzen. Wir vermuten, dass er geisteskrank ist, was nicht weiter schlimm ist, hätte er nicht neulich mit der Schrotflinte auf die Eichhörnchen in seinem Nussbaum geschossen. Überhaupt, Herr B. und seine Bäume. Sie wuchern über den ganzen Bürgersteig und unser halbes Grundstück, weshalb mein Vater und sein Freund vor kurzem - es war ein Sonntag, zehn Uhr - auf Leitern stiegen und in aller Ruhe ein paar Äste absägten. Als Herr B. aus der Kirche zurückkam hüpfte er durch seinen Garten, als wäre er selbst ein Eichhörnchen auf der Flucht.<br /><br />Über die Straße wohnt eine Witwe, Frau R., ihr Mann ist irgendwann gestorben. Das Haus hat kein Fenster zur Straße, weshalb sich der Mann, als er noch lebte, einen alten Rückspiegel ans Küchenfenster montiert hatte. Einfach um zu sehen, wer bei uns so ein- und ausging.<br /><br />Zu unserer Rechten wohnte bis vor einem Jahr Familie Weber. Niemand weiß so recht, wie die Webers zu diesem Haus kamen, auf jeden Fall hatten sie vier Kinder, von denen drei so schnell wie möglich Reißaus nahmen. Nur Agnes blieb bei ihren Eltern. Der Vater war klein und kurzsichtig, die Mutter korpulent und immer am Keifen. Als Agnes und ihr Vater einmal vor der Haustür standen und der Vater nicht sofort das Schlüsselloch traf, sagte Agnes zu ihm: „Ey, ich knick dir gleich einen.“ Später hat sie ihr Geld im Dorfpuff verdient.<br /><br />Ein Haus weiter wohnt die Familie S. Der Mann ist vor Ewigkeiten ausgezogen. Er war Koch bei der Bundeswehr und fing was mit der Küchenhilfe an, da war Frau S. dann plötzlich alleinerziehend.<br /><br />Der Mann im Haus neben ihr war immer nett zu uns. Als meine Schwester und ich vor seiner Garagenauffahrt Kettcar fuhren, kam er gern mal dazu und machte einen Spaß. Seine Frau war Alkoholikerin und ist daran gestorben; es heißt, sie habe es nicht ertragen, dass ihr Mann jedes Wochenende mit seinem Motorrad zu Crossrennen fuhr.<br /><br />Hinten in der Sackgasse stehen ein paar Häuser, von denen ich gar nicht mehr weiß, wer da eigentlich wohnt. In das Haus von Opa Pelzer sind zwei Polen gezogen, die sind ganz nett. Opa Pelzer war früher der Schrecken der Nachbarschaft. Er hinkte und hatte ein Glasauge. Wenn wir vor seinem Haus Fußball spielten, stand er immer am Zaun und meckerte in einer Sprache, die wir nicht verstanden. Er kam aus Westpreußen, hatte Krieg und Vertreibung überlebt und war bestimmt kein schlechter Mensch. Er war einfach nur ein bisschen verrückt.<br /><br />Im Haus nebendran gab es vor ein paar Wochen einen Todesfall, der Mann hat sich einfach erschossen. Er hat nicht mal einen Abschiedsbrief hinterlassen. Seine Frau fand ihn tot im Keller, als sie vom Golfen kam. Drei Kinder haben sie insgesamt, und einer der Söhne wird in ein paar Wochen Vater.<br /><br />Dann kommt die Familie M. Sie haben einen hochbegabten Sohn, er spielte Geige, das hat man oft gehört in der Straße, aber es klang immer irgendwie traurig. Als wenn die Töne gewusst hätten, wie überflüssig sie hier sind. Nach dem Abi hat er Munster fluchtartig verlassen. Seinen Vater habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen. Es heißt, er sei depressiv und säße Tag für Tag im Keller und schaue Fernsehen.<br /><br />Und schließlich, im Haus gegenüber, wohnt das Ehepaar W. Sie haben zwei Töchter und einen Sohn, der wohl schwul ist, aber geoutet hat er sich nie. Wahrscheinlich würde sich sein Vater dann auch umbringen oder nur noch im Keller sitzen und fernsehen.<br /><br />Das habe ich mir alles mal so überlegt und bin zu dem Schluss gekommen, dass mir jeder Großstadtneurotiker lieber ist als das Gruselkabinett in der Straße meiner Eltern.</div><br /><div></div><br /><br /><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiu6vyIhVlqz-rAYx6HOdv-O2WnOZ2eR6eouf5Z2nkTCjTtKFexWuxmvFIV9rF_SLZUfBa9uS_Q5hhImW2ci56cmyeawUHfjAI-GnM0tCppBEFEcHX6fWuBG-MX-5ZWEteDdOrwdb9Eb7jZ/s1600/Foto.jpg"><img style="width: 240px; height: 320px;" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5500814135260691250" alt="" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiu6vyIhVlqz-rAYx6HOdv-O2WnOZ2eR6eouf5Z2nkTCjTtKFexWuxmvFIV9rF_SLZUfBa9uS_Q5hhImW2ci56cmyeawUHfjAI-GnM0tCppBEFEcHX6fWuBG-MX-5ZWEteDdOrwdb9Eb7jZ/s320/Foto.jpg" border="0" /></a><br /><br />Das auf dem Foto ist übrigens Frau Unke. Das Ehepaar Unke lebt seit letztem Sommer in unserem Kellereingang. Sie sind sehr freundlich, leben aber eher zurückgezogen.<br />Sie sind mir noch immer die liebsten Nachbarn.Irishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5362157382836222084.post-19131668708077345022010-07-15T16:57:00.004+02:002011-08-10T01:27:19.517+02:00GefundenIm Wohlers Eck haben sie auch Fußball geguckt, jedes Spiel. Als ich Montagabend vorbeischaute, da waren sie noch ganz erfüllt davon. Das hat mich gefreut. Sofian stand vor mir und war stolz wie Bolle. „Wir hatten Bratwürste auf dem Menü, und Malte hatte eine eigene Sauce dazu gekocht, die war so gut, dass die alten Damen gleich eine zweite bestellt haben.“ Da musste ich lächeln, die alte Damen sind nämlich ein bisschen geizig, zumindest die eine, die immer so laut spricht, aber sie tut das ja nur, weil die andere so schwer hört. Sofian kramte einen Fotoapparat unter dem Tresen hervor, „schau mal, so viele Leute waren hier“, sagte er und zeigte aufs Display, „da kamen ja fast die Autos nicht mehr durch“. Dann hat er mir ein Glas Wein hingestellt.Irishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5362157382836222084.post-71967522072201321592010-07-13T19:30:00.006+02:002011-08-10T01:35:00.224+02:00Von Ronny, Nancy und SchakkelineWas macht ein Traum, den gerade niemand träumt?
<br />Ich hab mich das heute gefragt, weil der eine in meinem Kopf ist und der andere nicht auftaucht, Berlin ist ausgeträumt, die WM-Wochen sind tatsächlich vorüber. Ich bin zurück in Altona. Und nichts fühlt sich an, als wäre es irgendwie wahr.
<br />
<br />Ich werde das nie vergessen: den letzten Tag bei der Berliner Zeitung. Ich werde ihn einpacken, in ein dickes Tuch, in eine Kiste legen, damit ihm nichts passiert. Weil mir gerade keine schöneren Momente einfallen als diese: Wie wir mittags in unser Essen lachen, weil Martin Geschichten aus dem Osten erzählt, von Ronny, Nancy und Schakkeline. Wie wir den Kuss von Iker und Sara anschauen und darum streiten, was Liebe auf den zweiten Pfosten ist. Wie auf einmal die letzte Ausgabe fertig ist. Wie Markus sagt: „Tja. Das war sie. Die WM.“ Und uns allen komisch wird. Keiner etwas sagen will. Keiner gehen mag.
<br />
<br />Das England-Trikot, das ich zum Abschied bekommen habe, liegt neben mir auf der Couch. Es leuchtet rot und weiß und wunderschön.
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<br />Ich denke an Paul, den Kraken aus Oberhausen.
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<br />Frau Kruse hat gefehlt.Irishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.com4tag:blogger.com,1999:blog-5362157382836222084.post-22922961881089680922010-07-13T14:12:00.019+02:002011-04-15T02:05:35.486+02:00Und noch so vieles mehrFür meine Oma, Gerda Sobottka, war der 24. Juli 1943 das Ende allen Lebens, das sie bis dahin gelebt hatte. Der 24. Juli 1943 war ein Tag mitten im Krieg. Meine Oma war auf dem Weg zum Luftschutzbunker, doch die Engländer waren schneller. Als die Feuerbomben fielen, liefen ihr Mann und ihre drei Kinder ein paar Meter vor ihr her - sie verbrannten, bei lebendigem Leib. <div style="display: block;" id="previewbody"><p class="MsoNormal"><o:p></o:p></p><p class="MsoNormal">Meine Oma überlebte. Man schickte sie nach Bayern, dort sollte sie sich erholen. Mitten in einem Krieg, den sie nicht begonnen hatte, den sie nicht wollte, den sie nicht verstand. Die Haut hing in Fetzen an ihrem Körper herunter. Bis zu ihrem Tod trug meine Oma die Narben des Hamburger Feuersturms an ihrem Körper.<br /></p><p class="MsoNormal">So lernte sie meinen Großvater kennen. Er war gerade heimgekehrt, schwer verletzt, vom Krieg an der russischen Front.</p><p class="MsoNormal"><o:p></o:p></p><p class="MsoNormal">Ich weiß nicht, wie viel Zeit die beiden miteinander verbrachten. Aber sie müssen sich sehr gemocht haben. Meine Oma war eine herzensgute Frau. Sie hatte Verständnis für alles und jeden. Wann immer später in ihrem Leben ein Staubsaugervertreter vor ihrer Tür stand, bat sie ihn herein und kochte Kaffee. Und natürlich unterschrieb sie ihm alle Verträge. Mein Vater konnte ganz wild werden, wenn er davon erfuhr.<br /></p><p class="MsoNormal"><o:p></o:p></p><p class="MsoNormal">Mein Vater wurde geboren, bevor Deutschland kapitulierte. Als meine Oma mit ihm schwanger wurde, war sie 39, da fing das ganze Dorf an, über sie zu reden. Diese Dirne aus Hamburg, die habe es doch mit jedem getrieben. Meine Oma sah das anders. Sie zog vor Gericht, mein Opa erkannte die Vaterschaft an. Das war 1945, im katholischen Bayern. Ihren Sohn ließ sie taufen, da kannte sie nichts. Obwohl sie protestantisch war. Tags darauf wurde die Kirche im Dorf neu geweiht.<br /></p><p class="MsoNormal">Fünf Jahre später kehrte meine Oma ins kriegszerstörte Hamburg zurück, eine Frau Mitte Vierzig, ein kleines Kind an der Hand - was sie damals dachte, als sie durch die Trümmer hindurchfuhr, auf der Suche nach irgendwelchen Verwandten, ich hätte sie so gern gefragt.</p><p class="MsoNormal"><o:p></o:p>Als mein Vater 50 wurde, haben wir ihm eine Reise nach Rotthalmünster geschenkt - das Dorf, in dem er geboren wurde. Und er fuhr tatsächlich hin, zum ersten Mal. Klopfte an die Tür seines Vaters, den er noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Eine alte Frau hat die Tür aufgemacht, der Hans sei gerade einkaufen, hat sie gesagt, dann muss sie es gemerkt haben: dass der Mann, der vor ihrer Tür stand ein bisschen aussah wie der Mann, den sie gerade einkaufen geschickt hatte.<br /></p><p class="MsoNormal">Als der Hans, mein Großvater, vom Einkaufen zurückkam, musste er sich erst einmal setzen. Er lebte noch ein paar Jahre, alle sagen, dass es wundervolle Jahre für ihn waren. Er sei noch einmal ein ganz anderer Mensch geworden, lustig und erleichtert. Ich habe ihn auch so erlebt. Ganz lieb und beinahe kindisch. Als hätte ihm jemand eine Last von den Schultern genommen. Und so war es wohl auch.</p><p class="MsoNormal"><o:p></o:p></p><p class="MsoNormal">Meine Oma hätte das nicht verstanden. Das wusste mein Vater, er hätte den Opa nicht aufgesucht, hätte sie noch gelebt. Am 27. September, vor 20 Jahren, ist sie gestorben. Es war der 14. Geburtstag meiner Schwester. Als wir die Nachricht bekamen, dass die Oma ins Koma gefallen ist, sind wir ganz schnell zu ihr hingefahren.</p></div>Irishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5362157382836222084.post-46185623827993998152010-06-09T10:49:00.001+02:002011-04-15T02:27:31.112+02:00Mein WM-QuartierSeit einer Woche habe ich mein WM-Gefühl zurück. Es hat lange gedauert, die vergangenen Monate waren einfach zu mühsam. Der HSV hat mir so viel abverlangt, so viel Ärger und Frust, da war ich froh, dass mein bester Freund ein St.-Pauli-Fan ist - und großzügig dazu. Er hat mir viel von seiner Freude abgegeben. Am Tag des Aufstiegs habe ich ihn sogar im Jolly Roger besucht, und zugegeben: Ich musste mich ein bisschen überwinden. Aber dann war es großartig. Ich glaube, ich habe noch nie so viele lustige, betrunkene und friedliche Fans auf einem Haufen gesehen. Auf unserem Nachhauseweg stand dann plötzlich dieses Sofa vor uns, mitten am Paulsenplatz. Es regnete. Sven meinte: "Wart mal." Dann ist er hoch in seine Wohnung, hat zwei Gläser und eine Flasche Sambuca geholt. Da saßen wir dann im strömenden Regen, bestimmt noch eine Stunde, und haben über Hamburg, die Liebe und den Fußball gesprochen. Das war die schönste Aufstiegsfeier meines Lebens.<br /><br />Und jetzt ist endlich das WM-Gefühl wieder da. Dieses Kribbeln, das ich noch aus meiner Kindheit kenne und das man nicht erzwingen kann. Es ist in der zweiten Halbzeit Deutschland gegen Bosnien passiert. Weil da plötzlich etwas über dem Platz lag, das man nicht greifen konnte, in ganz wenigen Spielen geht mir das so. Im Eröffnungsspiel der WM 2006 zum Beispiel, als Philipp Lahm das 1:0 schoss. Oder im Champions League Finale 2005, als Liverpool die märchenhafteste zweite Halbzeit der Fußballgeschichte spielte.<br /><br />Ich kann dieses Etwas bis heute nicht in Worte fassen. Ich freue mich einfach nur, wenn es da ist und ich es spüre.<br /><br />Heute ist es noch ruhig in der Redaktion. Ab Freitag beginnt dann der Wahnsinn, der ganz normale WM-Wahnsinn. 16 Seiten, wie die Süddeutsche Zeitung, werden wir nicht hinkriegen. Aber mit sechs haben wir auch schon gut zu tun. An meinem Bildschirm klebt Tim Wiese. Hinter mir hängen die Handy-Nummern der Südafrika-Fahrer. Mir geht es gut.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiwY0tYZzGdxmh-9cr9rACIQmSxh1Y8WHNHvbFz4L1VUAH3xarnb_48za1r1VopH1YYfBGovrMxwlZESiokBkRW-zvLR2j6YXkDV7Eq8lJPd4C5933M3pgQckP6aUWMLDQQI20iui3lDN8I/s1600/-1.jpg"><img style="cursor: pointer; width: 320px; height: 240px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiwY0tYZzGdxmh-9cr9rACIQmSxh1Y8WHNHvbFz4L1VUAH3xarnb_48za1r1VopH1YYfBGovrMxwlZESiokBkRW-zvLR2j6YXkDV7Eq8lJPd4C5933M3pgQckP6aUWMLDQQI20iui3lDN8I/s320/-1.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5481485019022066706" border="0" /></a>Irishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5362157382836222084.post-87142853369529072102009-08-23T13:15:00.005+02:002010-08-13T19:53:29.983+02:00Die Ruhe dieser WeltEr sieht aus, wie man sich einen Uhrmacher vorstellt: weißes Haar, stechender Blick, den Körper leicht vornüber gebeugt. Sorgfältig streicheln seine Hände über die mitgebrachte Uhr. Er zieht eine Augenbraue hoch. „Das ist eine schöne Uhr“, sagt er, "warum geht sie nicht mehr?“<br /><br />Ja, wenn ich das wüsste. Deshalb bin ich ja hier. Er seufzt. Ich auch. Er nimmt eine Pinzette, entfernt das Klebeband, das mein Vater um das Uhrwerk gewunden hat. „Wollte die Batterie selbst austauschen, was?“, fragt er, schaut hoch, fast ein bisschen triumphierend. "Ich will mich ja nicht größer machen als ich bin, aber für manche Sachen braucht man halt doch...", sagt er, ich sage: „... einen Uhrmacher." Kurze Pause, gemeinsames Seufzen.<br /><br />Und jetzt? Der Uhrmacher hat eine Lupe an sein Auge gezogen, er beugt sich über das Uhrwerk. Es vergehen Minuten. Niemand sagt ein Wort. Und erst jetzt höre ich das Ticken, es war die ganze Zeit schon da, aber weil es so dicht ist, so ganz ohne Anfang und Ende, habe ich es völlig überhört. Es tickt hell und dunkel, schnell und langsam, klangvoll und blechern - alles gleichzeitig. Wirklich überall sind Uhren. Sie hängen an der Wand, liegen auf Regalen, stehen auf dem Boden. Ihre Körper sind aus Holz, aus Leder, aus Messing, aus Plastik. Es gibt schlichte und verschnörkelte, mit römischen Ziffern und arabischen; es gibt Kuckucksuhren, Armbanduhren, Stiluhren, HSV-Uhren, Küchenuhren, Kinderuhren, Quarzuhren, Taschenuhren und Reisewecker. Ständig ruft es "Kuckuck", von irgendwo her. Oder es singt ein Wal zur vollen Stunde, das ist wohl jetzt der letzte Schrei.<br /><br />Ob der Uhrmacher das alles noch wahrnimmt? Er nimmt seinen Kopf hoch. „Da tut sich nichts“, sagt er und legt die Lupe zur Seite. „Das Uhrwerk ist kaputt.“<br /><br />Ich beschließe, dass ich einen Wecker möchte. Das freut den Uhrmacher. „Ich nehme einen von denen“, sage ich und zeige auf den alten Holzschrank mit den Schiebetüren. „Ja, diese kleinen hier, die mag ich auch gern“, sagt der Uhrmacher. „Diese alten Wecker, die haben ja noch eine richtige Seele.“<br /><br />Er spricht über Uhren, als wären sie Menschen. Als ein Kunde in den Laden kommt und eilig nach einem Ersatzteil fragt, schaut ihn der Uhrmacher lange an. Dann sagt er: „Ihre Uhr scheint sehr alt zu sein, sie sollten sie ernst nehmen.“<br /><br />Dann ist der Laden wieder leer, nur das Ticken füllt den Raum. Der Uhrmacher erzählt mir eine letzte Geschichte. Von dieser Frau, die neulich in seinem Laden stand und so zärtlich über einen der Wecker strich, dass er es nicht vergessen kann. Die Frau war sehr klein, mit der Hand zeigt er auf die Höhe seines Bauchs. „Sie sagte: Ich suche ein Bett, aber eines, das mir nicht zu groß ist, und wenn ich das gefunden habe, kaufe ich diesen Wecker. Würden sie ihn mir zurücklegen?“ Der Uhrmacher seufzt.<br /><br />„Natürlich habe ich das, es war ja mein schönster. Eingeschlagen in Schweinsleder, das Ziffernblatt schwarz, es hat geglänzt wie Juwelen. Und wissen Sie was? Sie ist tatsächlich wiedergekommen. Ein dreiviertel Jahr später. Und hat den Wecker gekauft."<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgkjN3jrdVlBZcSxB00pQ8pnbrbTPQYeHsf2TAvv_rfN_csA1cBp0syedVX4ZQj4t62rO1jwETWEkGyY0HzHrbGfoIfPN5lq3ThePeDXV6b4zmGIox71V2SuazDS4wMgAZXKJLNcuFnBYOc/s1600-h/IMG_1680.JPG"><img id="BLOGGER_PHOTO_ID_5373117913881794946" style="width: 320px; cursor: pointer; height: 240px;" alt="" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgkjN3jrdVlBZcSxB00pQ8pnbrbTPQYeHsf2TAvv_rfN_csA1cBp0syedVX4ZQj4t62rO1jwETWEkGyY0HzHrbGfoIfPN5lq3ThePeDXV6b4zmGIox71V2SuazDS4wMgAZXKJLNcuFnBYOc/s320/IMG_1680.JPG" border="0" /></a>Irishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5362157382836222084.post-30890670746261629622009-07-12T16:12:00.000+02:002010-06-09T12:15:23.626+02:00Und plötzlich ist SommerDie Fußgängerzone ist voll, wo ist bloß diese Krise, von der alle schreiben? In Ottensen auf jeden Fall nicht. Ich kaufe einen Milchshake für drei Euro dreißig und verzichte darauf, die Summe in Mark umzurechnen und mich aufzuregen. Weil es ein schöner Moment ist, und die sind so selten. Die kostbare Stille zwischen zwei Regenschauern, ein Samstagnachmittag. Sonst wär ich jetzt im Stadion.<br /><br />Da dringt plötzlich Pachelbel an mein Ohr. Ich drehe mich um.<br /><br />Vor dem Mercado haben sich vier Musiker aufgestellt, zwei Geiger, zwei Kontrabassisten. Sie spielen wunderschön, und alle bleiben stehen. Punks und Papas mit Kinderwagen, alte Menschen und kleine Kinder, die ein bisschen unbeholfen vor den Musikern hin- und herschwanken. Sie mögen den Klang und die Melodie, alle mögen diese Melodie.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiEaPScowGhPONQoVelyPft234wbyxCcyq83LPktZZexQ6prOIQkNSwZ63xgOERJXHv0PLDOCPo8_cBa5gKoRjE8kMmNe55wxEfDyGc6pmlrB2nQQNWhVvhGIY0HebrTbb6iEJGGI72d5eg/s1600-h/IMG_1440.JPG"><img style="width: 320px; height: 240px; cursor: pointer;" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5357581740115447330" alt="" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiEaPScowGhPONQoVelyPft234wbyxCcyq83LPktZZexQ6prOIQkNSwZ63xgOERJXHv0PLDOCPo8_cBa5gKoRjE8kMmNe55wxEfDyGc6pmlrB2nQQNWhVvhGIY0HebrTbb6iEJGGI72d5eg/s320/IMG_1440.JPG" border="0" /></a><br /><br />Als der Kanon vorbei ist, sind die Menschen gerührt, auch ich, so schnell kann das gehen. "Woher kommt ihr", will eine Frau wissen, und einer der Kontrabassisten mit rotem Vollbart und Schiebermütze sagt: "Aus Polen." Er zeigt auf sich und die anderen drei: "Musikstudenten." Dann gibt es einen ungarischen Tanz. Und plötzlich sehr viel Wind. Die Noten der Geiger wirbeln durch die Luft, landen auf den Schultern der Passanten, die plötzlich anhalten und sich bücken und die Noten aufsammeln. Sie bringen sie zurück zu den Musikern, die einfach weiterspielen, weil sie die Noten gar nicht brauchen. Die Zuhörer applaudieren.<br /><br />Der Regen setzt ein, die Musiker aus. Sie schauen sich kurz an. Auf vier legen sie wieder los: Vivaldi. Der Sommer.Irishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5362157382836222084.post-73583702088869166862009-06-30T18:40:00.000+02:002010-07-14T22:11:23.250+02:00Fußballkrieg und ScheidungskinderFünf Tage ist es her, dass für mich eine kleine Welt zusammengebrochen ist, ja, das mag albern klingen, aber es ist so. Didi Beiersdorfer hat den HSV verlassen, im ersten Moment konnte ich es nicht glauben, im zweiten konnte ich es immernoch nicht glauben.<br /><br />Ok: Es war ja nie wirklich gut gewesen. Ich weiß. Dietmar Beiersdorfer, der abwägende Sportchef, und Bernd Hoffmann, der zackige Finanzverwalter, das war keine Liebesbeziehung, das war vor allem: viel Kampf. Aber das wurde uns Fans ja immer als richtig verkauft. Reibung erzeugt Energie, und Energie bringt voran, hieß es immer, und darauf habe ich mich verlassen, emotional verlassen. Bis Donnerstag. Seitdem fühle ich mich wie ein Scheidungskind. Ein bisschen verraten, ein bisschen verkauft, und ziemlich beschissen.<br /><br />Es tat gut, die Reaktionen zu lesen. Uli Hoeneß und Ottmar Hitzfeld haben die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen, genau wie wir Fans. Das Fußballerherz hat gegen den Finanzmann verloren. Klingt wie eine Geschichte, die perfekt in unsere Zeit passt.Irishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5362157382836222084.post-22922258591777610952009-05-17T16:30:00.001+02:002009-08-03T13:53:58.734+02:00Suck It Crosby<a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEie05qUmEuKOxHexK3Mo6tFBvW7iSO13NpN6EnSvHDkliBHSZ1i5KNRxIzEsyy5l8dvVyv8uB13AK0kx_7EDLf2POPWCBULA1BNUGjZmjBcJmQFCbvlkHIeejy4skbDMJ4LURLE-vJvFdVx/s1600-h/IMG_0361.JPG"><img style="margin: 0pt 0pt 10px 10px; float: right; cursor: pointer; width: 240px; height: 320px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEie05qUmEuKOxHexK3Mo6tFBvW7iSO13NpN6EnSvHDkliBHSZ1i5KNRxIzEsyy5l8dvVyv8uB13AK0kx_7EDLf2POPWCBULA1BNUGjZmjBcJmQFCbvlkHIeejy4skbDMJ4LURLE-vJvFdVx/s320/IMG_0361.JPG" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5360826688721122562" border="0" /></a><br />Mein erstes Eishockey-Match, Game 7, das letzte der Serie. Das alles entscheidende Spiel.<br /><br />Es wird ein großer Alptraum sein, aber davon später. Oder sogar nie.<br /><br />Für jetzt nur den Moment davor: Wimmelnde Vorfreude in der <span style="font-style: italic;">Bar Louis</span>; Gesänge, Bier, Glück in den Augen der Fans. Dankbarkeit, dass man dabei sein darf. Rote Trikots, wohin man schaut.<br /><br />Auf unserem Weg in die Halle: Die 8 auf dem Rücken eines Fans, Ovechkins Nummer, ein Caps-Trikot, Kostenpunkt: 90 Dollar im Laden.<br /><br />Drei Worte über der Nummer, aber nicht der Name Ovechkin. Sondern:<br /><br />SUCK IT CROSBY.<br /><br />Ich beginne zu überlegen: Er hat sich ein Trikot gekauft und es beflocken lassen, nur zu diesen Play-Offs. Beflocken lassen mit dem Namen des Gegners, den er nicht besonders mag, das schließe ich aus den drei Worten. Die ihn mindestens nochmal 30 Dollar extra gekostet haben.<br /><br />Wozu braucht eine Mannschaft Titel, wenn sie solche Fans hat?Irishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5362157382836222084.post-35561344655601891612009-05-13T17:50:00.000+02:002009-12-28T15:37:38.681+01:00Meine Schwester Dorle, Ovie und ein Arsch namens Crosby<a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj4W25l1hXZKI5evaCUijZkcwLW7ZW3VM9FcMZgkVyqwSHcJoGh9OVrxTzme-zdu25VodWAAg5bNf32r4oRKJ5C0Xoql4ySCcSJ6eLKCCZmN6eu7zgr0mInwx0PNShn8u0aUPHbi4ay3k8v/s1600-h/IMG_0216.JPG"><img style="margin: 0pt 10px 10px 0pt; float: left; cursor: pointer; width: 240px; height: 320px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj4W25l1hXZKI5evaCUijZkcwLW7ZW3VM9FcMZgkVyqwSHcJoGh9OVrxTzme-zdu25VodWAAg5bNf32r4oRKJ5C0Xoql4ySCcSJ6eLKCCZmN6eu7zgr0mInwx0PNShn8u0aUPHbi4ay3k8v/s320/IMG_0216.JPG" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5336191159508707362" border="0" /></a><br /><br />„Das ist der Arsch“, sagt meine Schwester und zeigt Richtung Fernseher, wo gerade die Eishockey-Playoffs laufen, wir trinken ein Bier.<br /><br />Noch nie habe ich mit meiner Schwester zusammen Eishockey geguckt. Noch nie hat sie einen Eishockey-Spieler ein Arsch genannt. Irgendetwas muss passiert sein.<br /><br />Deshalb versuche ich, die Dinge für mich zu ordnen. Eins nach dem Anderen. Der Arsch auf dem Bildschirm heißt also Sidney Crosby und sieht, da bin ich ehrlich, im Grunde ganz gut aus. Nur spielt er offenbar beim falschen Team – er ist Stürmer bei den Pittsburgh Penguins, und wenn die Pinguine dieses Spiel gewinnen, fliegen die Washington Capitals vielleicht aus den Playoffs. Das darf natürlich nicht passieren. <div><br /></div><div>Im Fernsehen zeigen sie ein kurzes Interview mit Crosby. „Der mit seinem ständigen you know you know, das nervt total, da ist Ovie mit seinem Russisch-Englisch doch tausend Mal cooler“, sagt meine Schwester.<br /><br />Dieser Ton kommt mir irgendwie bekannt vor. Nur aus einem anderen Kontext. So klang Dorle immer, wenn sie Fußball-Bundesliga geguckt hat. Aber wie soll man Fußballfan bleiben in den USA? „Das ist total scheiße“, sagt Dorle, „man sieht die Spiele im Fernsehen und jubelt wenn ein Tor fällt, aber niemand jubelt mit einem, und am nächsten Tag steht auch nix in der Zeitung.“<br /><br />Notgedrungen hat sich Dorle also eine neue Sportart gesucht. Sie ist nun Eishockey-Fan. Obwohl, genauer gesagt: Sie ist Fan von den russischen Spielern im amerikanischen Eishockey. Ich glaube, die erinnern sie irgendwie an Europa. Sie tragen kommentarlos ihre Vokuhilas, halten ihre Zahnlücken in die Kameras, sie sind richtige „Goofs“, so hat ein Sportjournalist die Jungs hier genannt. Totale Spacken. Und klar: Dagegen sehen geschliffene College-Boys wie dieser Crosby keinen Stich. „Ausserdem ist der doch nur neidisch, im letzten Spiel hat Ovie einen Hattrick geschossen und alle Caps-Fans haben vor Freude ihre Mützen aufs Eis geschmissen. Und da hat dieser Crosby doch tatsächlich gefragt, ob das hätte sein müssen.“ Super ist das. Jetzt regt sie sich richtig auf.<br /><br />Ich fange an nachzudenken. Über Eishockey und Fußball und die Frage, wie man eigentlich Fan wird. Bin ich selbst zum Fußball gekommen oder der Fußball zu mir? Ich habe ihn ja relativ spät entdeckt, lange nach Dorle. Aber in Sachen Sport war sie schon immer etwas extremer. Oder sagen wir: begabter. Zumindest was das Hassen von Gegnern betrifft.<br /><br />Inzwischen geht Dorle regelmäßig zu den Spielen, auch wenn die Tickets ein Vermögen kosten. Sie beobachtet die Spieler beim pre-game practice, sie kennt ihre Geschichten, weiß was sie gesagt haben, neulich im Interview. Solche Sachen. Für das letzte Match der Playoffs will sie versuchen, Karten zu kriegen.<br /><br />Ich nicke. Schlucke kurz, weil ich ahne, was Tickets hier kosten, aber ist ok, ich sage: "Klar, da müssen wir hin." Ich kann sie so gut verstehen. Man will halt nicht allein vor dem Fernseher sitzen, auch wenn man seine Sportart noch so liebt. Man will vor dem Spiel ein Bier trinken gehen, die Tatik besprechen und die Tore des letzten Spiels, man will mit tauben Ohren aus dem Stadion schleichen. Man will Siege feiern und Niederlagen erleiden, genau dazu ist man ja da. Man will über die Schiedsrichter schimpfen, man will sich bemitleiten und ja: auch aggressiv werden. Man will den Gegner mal ein Arschloch nennen dürfen. Einfach, weil einem das Gesicht nicht gefällt. Egal was. Hauptsache: Nach dem Schlusspfiff nicht alleine sein.<br /><br />Deshalb ist man Fan einer Mannschaft. Und es ist einfach wunderbar, das gefunden zu haben. Egal wo auf der Welt.</div>Irishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5362157382836222084.post-56000835526761566642009-05-06T01:49:00.000+02:002009-07-09T17:39:19.259+02:00Rausgeschmissen, abgestiegen, Hosen runter.<a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhDfDlY9-viNmdG1g8eaW9BOF6zNUxuNnQbumjKp4ykj4YW4S4UEZ-FY4Nq1jTkMCK-GzPXz8MM_clamr2LaQL3IyrjpAIPbLwrTxyblnpeZnooVMl0SektEaT3v2kwuopRjdrImE67mlA7/s1600-h/5004173.jpg"><img style="margin: 0pt 0pt 10px 10px; float: right; cursor: pointer; width: 213px; height: 320px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhDfDlY9-viNmdG1g8eaW9BOF6zNUxuNnQbumjKp4ykj4YW4S4UEZ-FY4Nq1jTkMCK-GzPXz8MM_clamr2LaQL3IyrjpAIPbLwrTxyblnpeZnooVMl0SektEaT3v2kwuopRjdrImE67mlA7/s320/5004173.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5333569850385411394" border="0" /></a><br /><span style="font-weight: bold;">Und am Ende bleibt es doch Fußball, ein Spiel von 22 einfachen Männern, die 90 Minuten gegen den Ball treten - Vierte Liga hin, Champions League her.<br /></span><br />"A football boss was barred from a pub for dropping his trousers at a staff party. Cheltenham Town manager Martin 'Mad Dog' Allen was asked to leave the Salisbury after allegedly taking off his shirt and parading around the pub with his trousers around his ankles. The club said in a statement: "Martin Allen would like to apologise for any offence caused. The incident, while regrettable, was a minor one. It was simply a bit of high jinks at the end of an enjoyable evening." Cheltenham were relegated to League Two at the weekend."<br /><br />(Aus: Manchester Evening News, 8. Mai 2009)<br /><br />"... Meanwhile, Arsenal London striker Nicklas Bendtner has apologised for his behaviour following the defeat in the 2nd leg of the Champions League semi-final. The Denmark international was pictured leaving a London nightclub at 4am yesterday morning with his belt undone and jeans pulled down. "Getting knocked out was a massive blow," Bendtner said. "However, no matter how disappointed I was, it does not excuse my behaviour later in the evening."<br /><br />(Aus: The Guardian, 7. Mai 2009)Irishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5362157382836222084.post-3808658768762564342009-04-18T22:10:00.000+02:002009-06-13T22:37:05.939+02:00Margret, Kevin Keegan and his curly mop<a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg_S2SNXzbq7D1fYFlDOPD6h_OXc2hfSuhPGsFD-kYb0ZHulqb6WmNMx-7aKwnyYwybJSc1bI24aWgprZuDgfCW2azj7lNwjtiaucA8LYkTC4VP76h6DDlk9GewDIh4ojeRpgIACfJHNwKk/s1600-h/IMG_0971.JPG"><img style="margin: 0pt 10px 10px 0pt; float: left; cursor: pointer; width: 320px; height: 240px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg_S2SNXzbq7D1fYFlDOPD6h_OXc2hfSuhPGsFD-kYb0ZHulqb6WmNMx-7aKwnyYwybJSc1bI24aWgprZuDgfCW2azj7lNwjtiaucA8LYkTC4VP76h6DDlk9GewDIh4ojeRpgIACfJHNwKk/s320/IMG_0971.JPG" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5326339354705785730" border="0" /></a><br />Nein, ich bin nicht von hier, ich komme aus Hamburg, sage ich. „Aus Hamburg, oh wie toll“, sagt Margret, Ende 60, blond, betrunken. Sie kauft mir gleich ein Bier. „Aber bitte nur ein halbes, ich kann nicht mehr“, sage ich, sie lacht asthmatisch und stellt mir ein ganzes Pint vor die Nase. Davon hatte ich bereits drei, dazu fünf Zigaretten, und bei der sechsten lernte ich Margret kennen, Margret aus Liverpool.<br /><br />„Und für welches Team bist du?“, fragt sie, und obwohl ich schon oft in Liverpool war und obwohl ich zwei Trikots vom FC Liverpool besitze, fände ich es vermessen jetzt zu sagen: den FC Liverpool. Margret ist Fan vom FC Liverpool, seitdem sie ein Kind ist, sie hat einen Cousin in Hillsborough verloren und neulich, auf dem Heimweg vom Aston Villa Match („5:0, Iris, wir siegten 5:0!“), ist sie gestolpert und hat sich das Handgelenk gebrochen. Seitdem trägt sie einen Gips.<br /><br />Also sage ich: „Hamburg SV.“<br /><br />„Oh my god“, sagt Margret und haut mir auf den Oberschenkel, „da hat doch Kevin Keegan gespielt!“ Jetzt ist sie nicht mehr zu halten. „Kevin Keegan, der erste Superstar, den wir hier hatten... Gott, ich weiß noch wie er von Liverpool nach Hamburg gegangen ist, wir waren total traurig, aber irgendwie auch stolz.“ Sie trinkt einen großen Schluck Bacardi Cola. „Kennst Du Kevin Keegan?“<br /><br />„Äh, ja klar“, sage ich, aber Margret hört schon gar nicht mehr zu, quer über den Tisch brüllt sie rüber zu Bryan, „hey, das war doch unser erster Fußballstar, oder?“, brüllt sie, „lange vor David Beckham.“<br /><br />Bryan ist gerade sehr mit seinem Guinness beschäftigt. Er hört Margret nicht. „Oy!!! Bryan, hör mir mal zu, wir reden über Kevin Keegan“, sie wendet sich wieder zu mir und fuchtelt wild mit den Händen über ihrem Kopf, „you know, Kevin Keegan, with his curly mop.“ Fast habe ich mich am Bier verschluckt, das ist großartig, ein großartiges Wort, um eine Frisur zu beschreiben. A curly mop. Das merk ich mir.<br /><br />Jetzt muss auch Bryan lachen. Er ist ein ziemlich betrunkener Schotte, aber auch die können ja trotzdem immer über Fußball reden. „Hast Du Beckham schon mal tackeln gesehen, Margret, hast du den schon mal irgendwann vernünftig tackeln sehen?“, fragt er, und die schüttelt den Kopf. Ich beschließe, einfach gar nichts mehr zu sagen. Nur jeden Satz in Gedanken mitzuschreiben.<br /><br />Und schon hat Margret ihren nächsten Einsatz. "War doch eh alles egal, sobald Kenny Dalglish für uns spielte." Margret greift sich das kleine Heftchen vom Hillsborough-Gedenkgottesdienst. Sie war da, heute Morgen, zusammen mit 30.000 anderen Liverpoolern. "Weißt du, Iris, mit Kevin und Kenny ist das wie mit Frank Lampard und Steven Gerrard. Lampard und Keegan mussten erst gute Spieler <span style="font-style: italic;">werden</span>, King Kenny und unser Stevie waren es <span style="font-style: italic;">schon immer</span>."<br /><br />Ich habe verstanden. Ich gehe eine Runde Bier für alle kaufen. Und ein Glas Bacardi-Cola für Margret. Ich soll sie anrufen, hat sie beim Abschied gesagt, wenn ich heil zurück nach Hamburg gekommen bin. <div><br /></div><div>Vielleicht mache ich das sogar.</div>Irishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5362157382836222084.post-91133425654173911862009-04-10T13:01:00.001+02:002009-04-11T17:47:42.966+02:00Ein letztes Bier im Wohlers EckEs ist drei Uhr, sie steht hinter dem Tresen, ich hab sie hier noch nie gesehen. Bekomme ich noch ein Bier, frage ich, aber wirklich nur noch eins, sagt sie und ich sage ok und setze mich, und dann bemerkt sie mich gar nicht mehr. Am Tresen sitzt ein junger Mann.<br /><br />Sie sagt, kennst Du diese Musik, und er schaut in seinen Weißwein und lacht, natürlich kenne ich die, sagt er und legt den Kopf ein bisschen schief. Ich frage: Wo ist sie her? Sie sagt, aus Kurdistan, mein Vater war Hirte, dann ist er nach Deutschland gegangen, als Gastarbeiter. Er fragt sie etwas auf Türkisch, sie lacht und rückt ihr Dekolleté zurecht, es ist üppig und überhaupt ist sie sehr hübsch. Sie blickt herüber zu mir. Wir sind Aleviten, weißt Du?<br /><br />Jetzt summen beide zur Melodie.<br /><br />Neulich habe ich über das Internet mal wieder Radio Istanbul gehört, sagt sie, da haben sie dieses Lied gespielt, ich hab mich total gewundert.<br /><br />Wovon singt er?, frage ich.<br /><br />Von meinem Dorf, das ist total verrückt, das kennt in der Türkei echt niemand, es gibt nur drei Hütten und jede Menge Ziegen, aber trotzdem hat mal jemand ein Lied drüber geschrieben.<br /><br />Er sagt, mein Vater war auch Hirte, aber er konnte lesen, deshalb ist er nach Hamburg gekommen, da haben sie Leute gesucht zum Schiffebauen. Siehst du, sagt sie, meiner konnte weder lesen noch schreiben, er ist nach Kassel gegangen, ins Bergwerk.<br /><br />In Kassel gibt es ein Bergwerk?, frage ich und sie sagt: Naja, heute nicht mehr. Aber damals.<br /><br />Dann beginnt sie wieder zu summen, und er schaut sie an und lacht, und der Tag hebt ab in diesem Moment. Hamburg hat 3:1 gegen Manchester City gewonnen, der Volkspark hat gebebt, so habe ich ihn noch nie gespürt. Die Reeperbahn war voller Engländer, aber nichts ist passiert, alles war friedlich. Sehr betrunken friedlich.<br /><br />Jetzt musst du gehen, sagt sie, es ist schon spät.<br /><br />Selbst Boy ist schon weg, der Taxifahrer mit dem kaputten Taxi, der immer vorn bei den Zapfhähnen sitzt. Ich ziehe meine Jacke an und gehe heim. Draußen zwitschern die Vögel.Irishttp://www.blogger.com/profile/12656979830883497465noreply@blogger.com0