Mittwoch, 18. August 2010

Saarbrücken (1)

Wenn ich eine Kamera hätte, ich würde diesen Moment fotografieren. Versuchen, die Stille in Bilder zu fassen: eine fast leere Obstschale auf dem Zapfhahn. Das alte Radio, das Jazzmusik aus Frankreich spielt.

Der Tresen ist schwarz und aus Holz. Der Typ hinter der Bar trägt eine Schürze, er trägt sie, als wäre er am Morgen mit ihr aufgestanden. „Möchtest du etwas trinken“, fragt sein Blick, die Augen sind groß, er ist nicht von hier. In seinem Rücken stehen Flaschen mit Sirup. Was man hier so trinkt, wenn die Tage warm sind und man am Ende des Nachmittags nur noch Münzen im Geldbeutel hat, keine Scheine. Une Fraise à l’Eau, habe ich damals oft gesagt, aber mit weniger Sirup, sonst wird es zu süß. „Ich nehme einen Riesling, bitte“, sage ich heute, und dann braucht es drei Griffe, bis ein Glas vor mir steht, völlig beiläufig sieht das aus. Für diese Beiläufigkeit würden Bars im Norden jede Summe zahlen.

Die französische Radiomoderatorin sagt ein Stück an, ein Pianist aus der Bretagne. Dann beginnt er zu spielen. Der Typ hinter der Bar spricht mit einer Frau. Hübsch sehen sie aus, denke ich, wie sie da so stehen und reden.

An den Tischen hinter mir sitzen Menschen. Manchmal reden sie miteinander, manchmal auch nicht. Dann schauen sie durch die riesigen Fensterscheiben nach draußen. In den Regen. Es war fast leer, als ich kam, nun füllt sich der Raum, groß ist er nicht. Ich denke an Sven, mit dem ich oft hier war, damals, als ich noch in Saarbrücken wohnte. Wir nahmen Platz, lasen die Karte, er bestellte ein Bier. Ich einen Sylvaner. „Haben die den?“, fragte Sven, „ich glaube nicht“, sagte ich, da kam der Kellner schon und sagte: „Der Sylvaner ist aus.“ „Dann hätt’ ich gern ein Bier“, sagte ich und Sven, kopfschüttelnd: „Absurdes Theater.“

Die Abende mit Sven waren lustig.

An ihn habe ich gestern gedacht. Ansonsten wollte ich eigentlich niemanden sehen.

1 Kommentar:

Hans Häuser hat gesagt…

sehr sehr schön. und sehr sehr albern.