Freitag, 26. April 2013

Der Lauf der Zeit

Er holt sie ab, das hat sie eben auf dem Display gelesen, und in der Luft liegt so viel Sommer, dass man ihr glauben kann. Sie geht ihm entgegen. So riecht die Welt, wenn alles gut ist.

Er hat sie nicht gesehen. Am Telefon klingt er ungeduldig und steht nur drei Meter entfernt, er greift theatralisch in die Luft, ja wo bist du denn, im Fernsehen läuft Fußball und Heidi Klum.

Er tut alles für sie. Er tut nicht so wie all die anderen, das ist ihr aufgefallen, er könnte jetzt unterwegs sein mit den Jungs oder kicken am Zollenspieker und ihr wäre das egal, zumindest würde sie so tun als ob und ihn dann irgendwann verlassen, aber die Frage stellt sich nicht, denn er fährt sie hin und holt sie ab, es war kein guter Tag, hat sie am Telefon gesagt. So einfach ist das manchmal. Mit den Menschen und der Liebe.

Sie schaut ihn an, vom Beifahrersitz. Die Straßenlaternen sind Beleuchter und Fotografen, alle drei Sekunden ein neues Bild. Sie sieht den Mann, neben dem sie aufwacht, jeden Morgen für mehr als ein Jahr. An diesem Tag zwitschern die Vögel, wir brauchen ein Rollo, denkt sie beim Aufwachen, obwohl da eins hängt, es hat nur lange niemand benutzt. Da zieht sie die Knie Richtung Nase.

Kein Mensch kann das verstehen. Kein Mensch kann wissen, wie sich das anfühlt. Ein Vater, der seine Kinder nicht mehr sieht. Der die Familie nicht verlassen hat, nein, das hat die Mutter getan, aber er soll jetzt dafür bezahlen. Er soll nicht mehr dabei sein. Das hat die Mutter entschieden. Sie sieht sein Glück und gönnt es ihm nicht.

Das Glück mit den Kindern soll ab sofort nur noch ihr gehören. Die Kinder weinen nachts in ihr Kissen. Entsorgter Vater, das hat man neulich zu ihm gesagt.

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